...wohnen auf der verfluchten deutschen Erde
Jüdisches Leben in Südhessen nach 1945
Exodus: Haifa - Hamburg

Nach der Befreiung der Konzentrationslager irrten heimatlose jüdische Menschen durch ganz Europa. In der Brichah (=Flucht) organisierten sie selbst illegale Grenzübertritte durch die von verschiedenen Mächten besetzten Gebiete. Bald begannen zionistische Organisationen, diese Flucht gezielt nach Palästina zu lenken, um mit der Zuwanderung jüdischer Menschen Fakten für einen künftigen Staat Israel zu schaffen. Dies konnte nur illegal geschehen, da die britische Regierung als UN-Mandatsmacht die Einreise nach Palästina streng kontrollierte, um Konflikte mit der arabischen Bevölkerung zu vermeiden.

Die spektakulärste Unternehmung war die Fahrt eines von amerikanische Juden gekauften Schiffes, das den symbolischen Namen Exodus 1947 erhielt. Es erreichte mit 4.500 Passagieren - darunter auch 200 Kinder aus dem Lager Lindenfels - am 18. Juli 1947 den Hafen Haifa. Die britische Verwaltung verweigerte nicht nur die Landung, sondern schickte das Schiff erst an seinen Ausgangsort bei Marseille, dann, als die französischen Behörden die Flüchtlinge nicht wieder an Land ließen, in die britische Besatzungszone in Deutschland. Im September 1947 mußten die jüdischen Passagiere in Hamburg wieder den deutschen Boden betreten, den sie bei der Abreise verflucht hatten. Sie wurden in zwei umzäunten Lagern bei Lübeck untergebracht, bis sie 1948 in den nun gegründeten Staat Israel ausreisen durften. Der öffentliche Skandal um die Exodus beeinflusste die Vereinten Nationen, der Teilung Palästinas zuzustimmen, womit die Voraussetzung für einen jüdischen Staat gegeben war.

Pass des Leizeris Rabonovicius (heute: Eliezer Rabinowitz) Eliezer Rabinowitz bei einer Ansprache in Lindenfels Die Jugendlichen in Lindenfels übten sich auch in militärischer Disziplin Exodus: Grenzübertritt nach Frankreich Leben in der Enge an Bord der Exodus
Leben in der Enge an Bord der Exodus Landung in Haifa Verhaftung in Hamburg Demonstration des festen Willens, nach Palästina auszuwandern Demonstration des festen Willens, nach Palästina auszuwandern Eliezer Rabinowitz im Gespräch mit Dieter Kohlmannslehner
Klicken, um die Vergrößerung anzuzeigen Eliezer Rabinowitz im Gespräch mit Dieter Kohlmannslehner, 1997 im Kibbutz Ramat Hashofet.
Als ich nach Deutschland kam, erfuhr ich, dass von meiner Familie niemand überlebt hatte. Die Deutschen kamen mir sehr servil und kriecherisch entgegen. Überrascht war ich davon, wie unterschiedlich die politischen Meinungen bei den DPs in den Lagern waren.
Lindenfels